Wie stehen die Kreditzinsen in der Schweiz im Vergleich zum Rest von Europa?

Das Schweizer Bankwesen genießt international einen ausgezeichneten Ruf und wird von Investoren wegen nachhaltiger und stabiler Anlagemöglichkeiten geschätzt. Doch wie steht es eigentlich mit den Kreditzinsen? Wie lassen sich diese mit der Euro-Region vergleichen? Derzeit ist auch in der Schweiz die Inflation nicht mehr zu verleugnen und ebenso wie in den USA und Europa kann das Auswirkungen auf die Zinsen haben.

Günstige Kreditzinsen in der Schweiz bis zur Wirtschaftskrise

Früher war die Schweiz für ihre niedrigen Kreditzinsen bekannt. Das führte sogar dazu, das Kreditsuchende aus anderen europäischen Ländern einen Auslandskredit in der Schweiz suchten, um von einer günstigen Finanzierung zu profitieren. Bis zum Jahr 2007 konnte man damit rechnen, dass die Kreditzinsen in der Schweiz bei einem Kredit mit variablen Zinsen grundsätzlich zwischen 1 und 1,5 Prozent niedriger waren, als in der Euro-Zone. In einigen Fällen waren die Kreditzinsen in der Schweiz sogar ganze 2 Prozent niedriger. Doch die Wirtschaftskrise im Jahr 2008 änderte das Szenario deutlich.

Es war eine Schuldenkrise entstanden, die drastische Zinssenkungen bei der Europäischen Zentralbank auslösten, um stark verschuldeten Mitgliedsländern die Möglichkeit zu geben, ihre angegriffene Wirtschaft durch günstige Kredite anzukurbeln. Dadurch fielen auch die Kreditzinsen im Euro-Raum. Seit diesem Zeitpunkt haben sich die Kreditzinsen in der Schweiz denen in der Euro-Zone weitgehend angeglichen. Wie die Kreditzinsen in derSchweiz gerade konkret stehen, sieht man in diesem Vergleich von credxperts.ch.

Schweizer Währung Franken

Prognose für Kreditzinsen in der Schweiz

Es steht zu erwarten, dass Kreditzinsen in der Schweiz im zweiten Semester des Jahres 2022 ansteigen werden. Offen ist jedoch bisher die Frage, ob das im gleichen Maße geschehen wird, wie bei Krediten in Euro. Die Inflation, sowie der geopolitische Druck, durch den Krieg in der Ukraine haben dazu geführt, dass die amerikanische FED den Leitzins bereits im März und erneut im Mai angehoben hat und auch die EZB plant, im Juli eine Leitzins Erhöhung vorzunehmen. Es lässt sich beobachten, dass im Zuge dieser Entwicklung die 10-jährigen Zinsen seit Anfang des Jahres 2022 bereits um 1 Prozent gestiegen sind. Im gleichen Zeitraum sind die Kreditzinsen in Euro jedoch um mehr als 1,5 Prozent angehoben worden.

Die Inflation in der Schweiz ist bedeutend geringer, als in der Euro-Zone. Von daher besteht für die SNB also weniger Druck, den Leitzins anzuheben, als für die EZB. Doch würde eine Erhöhung des Leitzinses seitens der EZB auch Auswirkungen auf den Wechselkurs zwischen dem Euro und dem Schweizer Franken haben. Das spricht dafür, dass nach einer Leitzins Erhöhung seitens der EZB auch die SNB nachziehen wird. Es ist jedoch möglich, dass die EZB eine Erhöhung von 50 Basispunkten vornimmt, wie es die FED bereits im Mai getan hat, während sich die EZB vielleicht auf 25 Basispunkte beschränkt. Somit würden Kreditzinsen in der Schweiz weniger stark ansteigen, als in der Euro-Zone.

Experten gehen davon aus, dass es im Verlauf des Jahres zu mindestens einer Zinserhöhung durch die SNB kommen wird. Konjunkturdaten und die Entwicklung der internationalen Situation werden dann maßgeblich sein, um zu bestimmen, ob und wann es zu weiteren Zinserhöhungen kommen wird. Die allgemeine Prognose deutet jedoch darauf hin, dass die Zeiten der Niedrigzinspolitik sowohl in Schweizer Franken als auch in Euro einem Ende zugehen. Die diesbezügliche Erwartungshaltung der Banken hat dazu geführt, dass die Kreditzinsen bereits angestiegen sind. Der Unterschied zwischen Zinsen in Schweizer Franken und Euro kann dabei geringfügig bleiben.

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